Komm lieber Mai und mache … die Berge wieder grün.
In Polen ist das „Maiwochenende“ die „kleinen Großen Ferien“. Da neben dem 1. auch 3. Mai, der Tag der Verfassung, gesetzlicher Feiertag ist, kommen mit ein paar geschickt gewählten zusätzlichen Urlaubstagen bis zu neun freie Tage zusammen, die man idealerwiese im „kleinsten Hochgebirge der Welt verbringt – der Tatra.
Wenn in den Tälern die ersten Frühlingsboten, die berühmten violetten Krokusse, bereits verblassen, liegt in den Hochlagen noch reichlich Schnee. In der Stadt Zakopane ist es bereits angenehm warm. Man schlendert über die Flaniermeile Krupówki, setzt sich in eines der vielen Straßencafés, unternimmt kleinere Wanderungen in die wunderschönen Täler wie das Chochołowska- und das Kościeliska-Tal oder über den gemütlichen Spazierweg „Pod Reglami“ zu Füßen der Gebirgskette. Das Tatra-Museum lockt mit seinen faszinierenden natur- und volkskundlichen Sammlungen, ebenso eine ganze Reihe von Thermen in der näheren Umgebung, ist doch die ganze Region Podhale förmlich auf Thermalwasser gegründet. Bei einem Ausflug in das pittoreske, aber nicht sehr hohe Pieniny-Gebirge kann man eine Wanderung oder Radtour durch den spektakulären, canyonartigen Dunajec-Durchbruch bis hin zum malerischen Kurort Szczawnica unternehmen oder die Gipfel besteigen, die um diese Jahreszeit bereits unterhalb der Schneegrenze liegen. Zurück in Zakopane sollte man sich eine Fahrt mit der Standseilbahn auf die Gubałówka-Anhöhe nicht entgehen lassen, um die herrliche Aussicht auf das Tatra-Gebirge zu genießen. Der absolute Höhepunkt – wortwörtlich – ist jedoch eine Fahrt mit der Gondelbahn auf den 1987 Meter ü. NN hohen Kasprowy Wierch inmitten einer beeindruckenden, wildromantischen Hochgebirgsszenerie. Die Seilbahn selbst ist übrigens ein bemerkenswertes Denkmal der Ingenieurkunst – sie wurde schon 1936 errichtet. Aber um alle Attraktionen zu erkunden, mit denen Zakopane und die Landschaft Podhale gesegnet sind, reicht auch das lange Maiwochenende nicht aus. Wer einmal hier war, wird gewiss zurückkehren.
Schon vor über 100 Jahren war Zakopane der Lieblingsort der hervorragendsten polnischen Künstler aus Krakau, Warschau, Lemberg, Wilna … Sie alle haben hier ihre Spuren hinterlassen. So erinnert etwa die Villa Atma, eine Abteilung des Krakauer Nationalmuseums an den berühmten Komponisten Karol Szymanowski. Sie müssen sich gar nicht besonders für dessen Musik interessieren, um den einzigartigen Flair der Epochen des Jungen Polen im sogenannten Zakopanestil zu genießen.
Oder schwingen Sie sich in den Fahrradsattel. Ein leichter Radweg führt auf dem Bahndamm einer stillgelegten Schmalspurbahn von dem Dorf Czarny Dunajec bis zur slowakischen Stadt Trstená. Das Besondere: Die ganze Zeit über kann man das herrliche, sich mit jedem zurückgelegten Kilometer verändernde Panorama des Tatra-Gebirges genießen. Sportlich ambitionierter ist der Rundweg um den Corsztyńskie-See.