Kleiner Kram und große Kunst: die Krakauer Tuchhalle.
Eines der markantesten Bauwerke der Krakauer Altstadt ist die Tuchhalle mitten auf dem Hauptmarkt – heute wie früher ein Ort des Handels. Aber auch der Kunst!
Früher war der Hauptmarkt – mit einer Seitenlänge von 200 m einer der größten Marktplätze Europas – dicht bebaut mit Objekten, die dem Handel dienten: den Reichen Krambuden, der Großen und der Kleinen Waage und anderen. Übrig geblieben ist davon bis auf den heutigen Tag die Tuchhalle, ein ausgesprochen malerisches Gebäude, das den Markt in zwei Bereiche teilt. Errichtet wurde die Tuchhalle (Gewandhaus) zu Zeiten von König Kasimir dem Großen und diente dem Handel mit flämischen und englischen Stoffen. 1555 fiel der gotische Bau einem Brand zum Opfer und wurde im Renaissancestil wiederaufgebaut und erweitert. Aus dieser Zeit stammt die Attika mit den pittoresken, Maskaronen genannten Fratzengesichtern. Die malerischen Laubengänge wurden im 19. Jahrhundert angefügt. Heute ist die Tuchhalle ein Muss für alle Souvenirjäger. Bernstein – und Silberschmuck, Holzfiguren, Puppen, Schachspiele (darunter das von einem Krakauer Tüftler erfundene dreiseitige für drei Spieler), Ostereier, Christbaumkugeln, Lederpantoffeln, Schafspelze, Wolldecken, Spitzendecken und vieles mehr wird in den alten Krambuden feilgeboten. Wem nach einem Einkaufsbummel der Sinn nach Kultur steht, der braucht nur ins Obergeschoss des Gebäudes zu steigen, wo seit 1879 das erste polnische Nationalmuseum untergebracht ist. Heute beherbergen die Ausstellungsräume die Galerie der polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts mit einigen Schlüsselwerken der polnischen Malerei von Künstlern wie Jan Matejko, Henryk Siemiradzki oder Władysław Podkowiński. Mehr dazu hier.
In der Tuchhalle befindet sich auch der Eingang zu einem besonderen Highlight der Krakauer Museumslandschaft: dem Unterirdischen Marktplatz – archäologisches Reservat und multimediale Erlebniswelt in einem.
Im Quergang der Tuchhalle hängt seit undenklichen Zeiten ein eisernes Messer. Es wird mit der Legende von zwei Brüdern, den Erbauern der ungleichen Türme der benachbarten Marienkirche in Verbindung gebracht. Der jüngere Bruder soll den älteren mit diesem Messer umgebracht haben, als er merkte, dass dessen Turm höher und prächtiger wurde als seiner. In Wirklichkeit aber erinnert es an die Anwendung des Magdeburger Rechts. Für einen kleinen Diebstahl wurde ein Ohr abgeschnitten, für einen größeren – die Hand.